Die Time to Market (TTM) ist ein Schlüsselfaktor im Produktentwicklungsprozess. Sie beschreibt die Zeitspanne von der ersten Idee über die Produktentwicklung bis zur Markteinführung. Die Länge bzw. Kürze der Markteinführungszeit kann Unternehmen einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil verschaffen: Je schneller ein Produkt den Markt erreicht, desto schneller generiert es Umsatz und etabliert sich, bevor die Konkurrenz nachziehen kann.
FOTA-Updates (Firmware Over-the-Air) bieten eine herausragende Möglichkeit, diesen Prozess erheblich zu beschleunigen – sei es in der Entwicklungsphase eines Produkts, bei Problemlösungen oder nach dem Produkt-Launch.
Schnellere Markteinführung mit Software-Updates “just in time”
Ein unfertiges Produkt auf den Markt bringen? Klingt erst einmal wenig überzeugend. Doch es kann tatsächlich eine clevere Strategie sein!
In einer optimalen Welt sind Hardware und Software eines Geräts immer zur gleichen Zeit fertig und Produkte können ohne teure Zwischenlagerung oder Wartezeit direkt auf den Markt gebracht werden.
Ist das in Ihrem Unternehmen der Fall? Dann herzlichen Glückwunsch, es wurden hoch optimierte Prozesse etabliert.
Wenn nicht, habe ich dennoch gute Nachrichten: Die Software muss nicht zeitgleich zur Hardware final sein!
Während das fertige Gerät bereits verpackt und auf dem Weg zum Kunden ist, können Developer noch die letzten Codezeilen abschließen oder die Qualitätssicherungsabteilung kann die zusätzliche Zeit nutzen, um alle Funktionen gründlich zu testen. Entscheidend ist, dass das Produkt beim ersten Einschalten ein drahtloses Update der Firmware erhält, um alle benötigten Funktionen bereitzustellen.
So können Sie die Produktion und Auslieferung Ihres Produkts frühzeitig starten, wodurch wertvolle Zeit und Kosten eingespart werden. Noch fehlende Features lassen sich zur Markteinführung (oder in einer späteren Phase) nachreichen. Wichtig ist, dass das FOTA-System in der Lage ist, alle Updates reibungslos zu orchestrieren und auszuspielen, damit der Launch Day ein voller Erfolg wird.
Risiken reduzieren: Bugs, Sicherheit, Compliance
Neben der grundsätzlichen Verkürzung der Time to Market durch FOTA Updates ist es entscheidend, potenzielle Komplikationen frühzeitig zu erkennen und entsprechend darauf zu reagieren, um unnötige Verzögerungen zu vermeiden sowie die eigene Marktposition erfolgreich zu halten und auszubauen.
Solche Komplikationen können durch veränderte Rahmenbedingungen entstehen, z.B. durch neue Sicherheitsstandards, die nicht erfüllt werden. Oder durch gravierende Probleme, die die QA-Abteilung entdeckt, wie nicht richtig funktionierende Features oder sogar Spyware in zugekaufter Hardware.
Sollte ein Unternehmen über kein FOTA-System verfügen, lassen sich Software-Probleme gegebenenfalls nur manuell per Hand und Stecker beheben – vorausgesetzt, die Geräte befinden sich nicht auf dem Markt bzw. beim Kunden. Ist das jedoch nicht mehr möglich, hat das Unternehmen hoffentlich ein kompetentes Marketing Team, um eine Rückrufaktion abzufedern – oder eben ein wirklich gut funktionierendes FOTA-System.
Ein entsprechendes FOTA-System muss im Fall der Fälle nicht nur hochgradig skalierbar sein, um eine sehr große Anzahl von Geräten gleichzeitig zu aktualisieren (und später wieder herunter skalierbar sein, um Kosten zu sparen). Es sollte auch verschiedene Rollout-Strategien und Backup-Pläne bieten, um im Ernstfall alle Updates effizient und risikofrei durchzuführen. So lässt sich sicherstellen, dass Fehlerbehebungen, Sicherheits- und Compliance-Updates schnell und ohne unnötige Kosten aufgespielt werden.
Sie möchten mehr zum Begriff FOTA im Kontext IoT erfahren?
Dann lesen Sie Teil 1 unserer Artikelreihe Firmware Over-the-Air: Wir erklären FOTA.
Flexible Feature-Updates nach Marktlage
Zwischen der Planung, Entwicklung und dem finalen Release eines Produktes vergehen oft Monate und Jahre. In der Zeit vor dem Internet und FOTA-Updates waren Unternehmen gezwungen, ein Produkt entsprechend von Anfang bis Ende durchzuplanen und komplett fertig auf den Markt zu bringen. Heute ist es möglich, neue Features ganz nach Bedarf nachzuliefern.
Ist das Produkt Ihres Unternehmens führend im Markt und die Kundenzufriedenheit hoch, kann es strategisch sinnvoll sein, Ressourcen und Entwicklungskosten zu sparen. Überrascht Ihr Konkurrent plötzlich mit einem innovativen Feature, kann man wieder in die Entwicklung investieren oder ein bisher zurückgehaltenes Update sofort ausrollen.
Auch unvorhersehbare Ereignisse, wie eine Pandemie oder eine Wirtschaftskrise, können dazu führen, dass Unternehmen ihre Prioritäten neu bewerten müssen. In solchen Fällen kann es ratsam sein, Entwicklungskosten zu reduzieren, wertvolles Kundenfeedback bzw. Daten zu sammeln oder Investoren für sich zu gewinnen.
Dank drahtloser Firmware-Aktualisierungen ist es möglich, nach der Markteinführung neue Funktionen flexibel zu entwickeln, auszurollen oder zurückzuhalten. Damit lässt sich ein Produkt bestmöglich auf sich ändernde Unternehmens- und Marktsituationen ausrichten.
Fazit
Egal, ob es um den Produkt-Launch, die Problemlösung während der Nutzung oder die Aktualisierung bereits ausgelieferter Geräte geht: Updates Over the Air sind eine effektive Maßnahme, um die Time to Market deines Produkts in verschiedenen Phasen zu verkürzen.
Dafür ist es entscheidend, über ein robustes FOTA-System zu verfügen. Ein gutes Firmware-Over-the-Air-System muss skalierbar, individualisierbar und zuverlässig sein. So ist es möglich, den dynamischen Anforderungen der heutigen Märkte gerecht zu werden.
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Katja Grünewald
Katja arbeitet seit 2022 als Softwareentwicklerin bei HiQ. Mit ihrer Erfahrung hinsichtlich FOTA und ihrer Leidenschaft für digitale Lösungen unterstützt sie Unternehmen auf dem Weg in Richtung Industrie 4.0.
In der dynamischen Landschaft der industriellen Fertigung spielt Digitalisierung eine Schlüsselrolle für den Erfolg. Begriffe wie Industrie 4.0 oder IoT (Internet of Things) sind längst keine Zukunftskonzepte mehr, sondern weltweit feste Größen — sowohl für eine zeitgemäße Produktion als auch für einen vernetzten Alltag. Praktisch jede:r nutzt Technologien, die diesen Begriffen zugeschrieben werden; sei es direkt oder indirekt.
Ein entscheidendes Werkzeug in diesem stetig wachsenden digitalen Repertoire sind Firmware over the Air (FOTA) Updates. Sie ermöglichen es, die neusten (Sicherheits-) Standards einzuhalten, Features schneller auf den Markt zu bringen und sogar die Umwelt zu schonen.
In diesem Artikel erklären wir Ihnen leicht verständlich verschiedene Begrifflichkeiten im Zusammenhang mit FOTA Updates.
Außerdem geben wir einen kompakten Überblick, warum FOTA nicht nur für Software-Developer, Security-Verantwortliche oder Gerätehersteller, sondern auch für Endanwender:innen so unerlässlich ist.
Schlüsselbegriffe rund um FOTA
Internet of Things
Internet of Things, kurz IoT und zu deutsch Internet der Dinge, bezeichnet die Kommunikation von verschiedenen Maschinen, Anlagen und Geräten untereinander. Die eingesetzte Technologie, die zur Kommunikation eingesetzt wird, spielt dabei keine Rolle. Von Bluetooth, über 5G bis hin zum klassischen Internet zählt alles dazu.
Durch diese Art der Verständigung können automatische Arbeitsabläufe zwischen unterschiedlichen Geräten an unterschiedlichen Standorten definiert und ausgeführt werden, ohne dass ein Mensch eingreifen muss.
Ein Beispiel: In vielen Eigenheimen gibt es mittlerweile Smart-Home-Geräte, die miteinander kommunizieren. Sensoren messen beispielsweise den Sonnenstand und schließen automatisch die Rollläden. Durch diese automatische Verschattung können Licht und Wärme gezielt in die verschiedenen Räume gelassen werden. Besteht zusätzlich eine Verknüpfung zur intelligenten Heizanlage, entsteht ein extrem nachhaltiges und energieeffizientes System.
Hardware/Firmware/Software
IoT-Geräte bestehen normalerweise aus mehreren Teilen, welche drei Kategorien zugeordnet werden: Hardware, Software und Firmware.
Die Hardware bezeichnet die physikalische Komponente, sozusagen den Körper eines Gerätes. Diese kann angefasst, aber auch kaputt gemacht werden.
Firmware dagegen beschreibt den „unsichtbaren” Teil (vorzustellen als die elektrischen Impulse des Gehirns) — also den Code, der direkt mit der Hardware kommuniziert und orchestriert, welcher Teil wann welche Aufgabe übernimmt.
Software umfasst den Teil des Codes, der nicht mehr direkt mit der Hardware interagiert, sondern lediglich mit der Firmware. Firmware wird im Allgemeinen auch als Embedded Software bezeichnet.

Cyber-Security
Die oben beschriebene (Embedded)-Software ist meistens extrem komplex und besteht aus tausenden Zeilen von Code, die von verschiedenen Entwickler:innen geschrieben wurden. Dadurch ist es fast unmöglich, eine Firmware bzw. Software komplett frei von Sicherheitslücken zu halten. Diese werden dann oft ausgenutzt, um die gespeicherten Daten eines Gerätes abzugreifen oder auch um das Gerät unbrauchbar zu machen (Stichwort: Hacker).
Laut einem aktuellen Bericht von Cybersecurity Ventures beliefen sich die Folgekosten von Cyberkriminalität im Jahr 2023 auf knapp 8 Billionen US-Dollar und werden 2024 auf 9.5 Billionen US-Dollar ansteigen. Tendenz, auch für 2025, steigend.
FOTA
Um im Kontext Cyber-Security zu bleiben: Wird eine Sicherheitslücke gefunden, gilt es diese so schnell wie möglich zu schließen, um zu verhindern, dass kriminelle Personen diese ausnutzen können (wenn dies nicht eh schon der Fall ist).
Im besten Fall ist die Lücke in ein paar Stunden geschlossen. Nun muss die aktuelle, sichere Version der Firmware aber noch auf das Endgerät installiert werden. Ein sogenanntes Update muss stattfinden. Wird das Gerät hierbei nicht an ein anderes, wie den Computer, angeschlossen, handelt es sich um ein drahtloses Update oder auch OTA-Update (over the air update).
FOTA-Update bedeutet also nichts anderes als Firmware Over The Air Update und beschreibt das drahtlose Update der Firmware.
Es kann sich dabei wie beschrieben um Updates zum Schließen von Sicherheitslücken, aber auch um andere Firmware-Anpassungen handeln; beispielsweise zum Hinzufügen aktueller Funktionen oder zur Optimierung von Geräteleistung und -lebensdauer.
FOTA Updates sind essenziell für moderne IoT- und Unternehmensumgebungen, da sie Sicherheit, Effizienz und Skalierbarkeit in der Geräteverwaltung gewährleisten.
Sie möchten wissen, warum OTA Firmware Updates und Gerätemanagement essenziell für moderne IoT- und Unternehmensumgebungen sind?
Hier finden Sie mehr Infos und können sich unseren kostenlosen 1-Pager zu Gerätemanagement herunterladen.
Was kommt als Nächstes?
Nachdem die Begrifflichkeiten geklärt sind, geht es in unseren kommenden Blogbeiträgen um den FOTA-Prozess:
- Welchen Mehrwert hat der FOTA-Prozess für Unternehmen und Endnutzer?
- Welche Technologien und Prozesse verbergen sich hinter dem Begriff?
- Wie kann ein XXL-FOTA-System aussehen?
- Was ist der Cyber Resilience Act?
- Und vor allem: wie kommt man an so ein System?
Wir beantworten diese und andere Fragen in der HiQ-Artikelreihe Revolution im IoT-Zeitalter: Firmware over the Air.
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Katja Grünewald
Katja arbeitet seit 2022 als Softwareentwicklerin bei HiQ. Mit ihrer Erfahrung hinsichtlich FOTA und ihrer Leidenschaft für digitale Lösungen unterstützt sie Unternehmen auf dem Weg in Richtung Industrie 4.0.